Mittwoch, Dezember 20, 2006

Johannes Calvin und das begrenzte Sühnopfer

Als ich vor der Aufnahme am theologischen Seminar im Büro des damaligen Studienleiters sass, wurden mir einige ernste Fragen gestellt, die meine theologische Position betrafen. Eine Frage auf dem Anmeldeformular, das ich zuvor gewissenhaft ausgefüllt hatte, hiess; Vertreten Sie theologische Überzeugungen, die nicht von der ganzen evangelischen Christenheit geteilt werden? Nun, weil ich ja nichts verschweigen wollte, gab ich damals freundlich zur Antwort: TULIP.
Tja, und so sass ich einige Zeit später also in diesem Büro und liess mir sagen, dass das begrenzte Sühnopfer keine Lehre Calvins war, sondern erst eine Sonderlehre späterer reformierter Theologen.
Jahrelang trieb mich die Frage um, wie wohl Calvin über diese Sache dachte. Dachte er tatsächlich, dass Christus für alle Menschen gestorben ist, oder dass Gott mit seinem Tod nur beabsichtigte die Erwählten zu erlösen? Dann - rund 10 Jahre später - stiess ich in einem Calvin-Kommentar zu 1. Johannes 2, 2 auf die deutlichen Worte Calvins:

"..... They who seek to avoid this absurdity, have said that Christ suffered sufficiently for the whole world, but efficiently only for the elect. This solution has commonly prevailed in the schools. Though then i allow that what has been said is true, yet i deny that it is suitable to this passage."

Mit anderen Worten sagt Calvin, dass er die Lehre, dass Christus effektiv nur für die Erwählten gestorben ist, für richtig hält, aber sie nicht auf diesen Vers beziehen will. Mitnichten ist dies also eine Sonderlehre reformierter Orthodoxie, sondern geht auf Calvin selbst (und natürlich noch viel weiter) zurück.

Dienstag, Dezember 19, 2006

Dr. Luther und das Verloren gehen der Erwählten

Beim Lesen der Einleitung von Dr. Martin Luthers "unfreiem Willen" wurde ich an einigen Stellen überrascht. Hätte man mir einige Zitate vor die Nase gehalten ohne zu sagen von wem sie stammen, hätte ich auf Calvin getippt oder auf einen der späteren reformierten Theologen. Dass Luther ein so radikaler Calvinist war (isse eine Schärzo), hätte ich nicht gedacht. Hier möchte ich ihn nun selber zu Wort kommen lassen. Martin Luther behandelt in diesem Abschnitt die Frage, warum denn Gott seine Kirche so lange im Irrtum gelassen habe. Diese Frage war eine Kritik Erasmus an Luthers Lehre vom Unfreien Willen. Luther antwortet im Laufe seiner Ausführungen folgendermassen:

Trotzdem ist es nicht ausgeschlossen, dass einige Menschen, die Gott auserwählt hat, ihr ganzes Leben hindurch irren. Es ist ausgeschlossen nur, dass einer von ihnen nicht noch vor seinem Tode zur Wahrheit zurückkehrt (sic) ist, denn es muss sich die Verheissung Christi erfüllen, dass niemand die aus seiner Hand reissen wird, die ihm gehören (Joh 10,28). Hier fragt es sich nun, ob die auch wirklich zur Kirche gehören, die du (Erasmus) dazu zählst.

Es wird wohl nicht das letzte Mal sein, dass ich Luther in meinem Blog zitieren werde.

Mittwoch, November 22, 2006

Wir sollten darüber nicht streiten ...

Und Isaak grub die Wasserbrunnen wieder auf, die sie in den Tagen seines Vaters Abraham gegraben und die die Philister nach Abrahams Tod verstopft hatten; und er gab ihnen dieselben Namen wie die Namen, die ihnen sein Vater gegeben hatte. (Gen. 26, 18).

Was ich nicht weiss ....
Kürzlich wurden in einer Umfrage 1026 Leute befragt, was nach dem Tod geschieht. Ein Viertel aller Befragten antworteten mit Unwissenheit oder Interesselosigkeit. Ein weiterer Viertel rechnete mit einer Auslöschung der Existenz. Die restlichen zwei Viertel rechneten irgendwie mit einem weiterleben. Niemand rechnete damit, dass es ungemütlich werden könnte nach dem Tod. Das ging mindestens aus den Umfrageresultaten nicht hervor.
Ein Ort der Qualen, ein Ort des Bewusstseins im unerlösten, schuldbewussten, rebellischen Zustand der endgültigen Gottesferne, scheint nicht so recht in unsere Zeit zu passen. Wir haben Mühe damit. Wir schieben Gottes Liebe vor, von der ja die Bibel auch redet, wir wagen es sogar, Gottes Gerechtigkeit als Argument GEGEN einen solchen Ort vorzubringen. Doch das ändert nichts an der Tatsache, dass Jesus Christus von einem solchen Ort redet. Und dass es Gott ist, der diesen Ort zu einem ganz bestimmten Zweck geschaffen hat. Doch mir geht es in diesem kurzen Artikel nicht darum, irgend jemandem die Hölle heiss zu machen. Es geht mir um Grundsätzlicheres.

"Die Bibel sagt nicht viel darüber ...."
Im Zusammenhang mit dieser Umfrage wurde auch ein (d)eformierter Pfarrer interviewt. Da stiess ich auf diese Aussage, die ich immer öfters auch in evangelikalen Gremien zu hören bekomme (zu anderen Themen), ja, die ich selbst schon gebraucht habe: "Die Bibel sagt nicht viel darüber".
Als ob die Tatsache, dass die Bibel "nicht viel" zu einem Thema sagt, das wenige, das sie zu einem bestimmten Thema sagt, entkräften würde, als ob man das wenige deshalb grosszügig überhören dürfte. Wenn die Bibel nicht viel sagt, dann können wir das bisschen, was sie sagt, beruhigt auf die Seite legen, denn es hat kein Gewicht. Oder?

"Wie meinst du das?"
Nehmen wir ein unverfängliches Beispiel: Gott ist ein Gott der Freude. Er ist in sich vollkommen glücklich. Eine glücklichere Person im ganzen Universum als Gott gibt es nicht. Woher wissen wir das? Nun, wir könnten diese Frage auf philosophische Weise beantworten. Wir wissen es, weil wenn es nicht so wäre, Gott nicht Gott wäre. Wäre er nicht vollkommen glücklich, würde es ihm an etwas mangeln, was er seinen Geschöpfen als seinen Ebenbildern ebenfalls in begrenztem Masse gegeben hat. Wäre er nicht vollkommen glücklich, wäre er unvollkommen glücklich und darum nicht Gott.
Gibt es aber einen Schriftbeweis, dass Gott vollkommen glücklich ist? Wir finden nur zwei explizite Hinweise. Einer davon steht in 1.Tim 1,11, der andere in 1.Tim 6,15. Beide Male schreibt Paulus vom glücklichen Gott! Bedeutet das geringe Vorkommen also, dass Gott nicht glücklich ist? Oder bedeutet es, dass nur weil sich viele Menschen (eingeschlossen viele Christen) Gott nicht als glücklichen Gott vorstellen können, er es tatsächlich nicht ist? Keineswegs.
An nur zwei Stellen wird etwas ganz zentrales über Gottes Wesen gesagt. Beinahe unbemerkt lesen wir oft an solchen Aussagen vorbei, weil wir das altertümliche Wort "selig" nicht verstehen, oder in unserer Trägheit kaum darüber Gedanken machen. Oder weil uns moderne Übertragungen wichtige Aussagen vorenthalten bzw. einseitig interpretieren.

Vorsicht: Schlagseite
Wir müssen uns also vor den Schlagseiten beider Seiten in Acht nehmen. Wortstatistiken können hilfreich sein, um uns vor dieser Gefahr zu bewahren. Aber sie sind nicht das Mass aller Dinge. Hüten wir uns davor, Aussagen unseres Herrn oder seiner Apostel gering zu achten, oder die Prinzipien, die dahinter stehen, für nicht mehr zeitgemäss zu erklären, nur weil die Bibel "nicht viel darüber sagt".

Im Alltag heisst das....
Wenn sich unsere Gesellschaft weiter entwickelt wie bisher, dann werden wir immer mehr versucht sein, die Schrift abzuschwächen, gerade dort, wo sie "nicht viel" sagt, um der breiten Masse zu gefallen. Wir werden immer mehr versucht werden, klare Aussagen für unklar zu erklären. Wir werden versucht sein, klare Aussagen der Schrift für nicht so gemeint, für zeitbedingt zu erklären, um Anschuldigungen der Diskriminierung anders Denkender aus dem Weg zu gehen. Wir werden versucht sein, apostolische Aussagen wie "ich erlaube nicht", in ein "es ist gestattet" oder gar ein "ich ermutige euch dazu" umzuwandeln.
Man wird uns sagen, wir dürften alles glauben, solange wir es für uns behalten. Und zwar werden diese Stimmen nicht nur aus der "Welt" kommen, sondern auch aus der Gemeinde Christi.

Die göttliche Vollbremse
Vielleicht aber entwickelt sich unsere Gesellschaft nicht weiter wie bisher, sondern der Herr schenkt einmal mehr eine göttliche Vollbremse wie zur Zeit Martin Luthers! Wer hätte gedacht, dass in einer Zeit religiöser und weltlicher Verderbnis, Gleichgültigkeit und Unmoral auf einmal das göttliche ABS-System (Allein die Schrift, allein Christus, allein die Gnade, allein der Glaube) die tödliche Talfahrt aufhält? Wohl am wenigsten ein unbedeutender, deutscher Augustiner-Mönch der in seiner Klosterzelle mit der Erkenntnis seiner abgrundtiefen Verdorbenheit, mit der Heiligkeit Gottes und der Frage der Erwählung zu kämpfen hatte.

Hoffnung statt Resignation
Wir leben in der Endzeit! Es war nie so schlimm wie heute! Es ist fünf vor Zwölf! Die ganze Welt spielt verrückt! Mag sein, mag aber auch nicht sein. Doch ist unser Gott deswegen kleiner geworden? Ist er deswegen weiter weg als zur Zeit des Paulus, der gesteinigt wurde, weil er eine "neue Religion" in der okkulten Hochburg Ephesus einführen wollte, die für die alte Religosität gefährlich werden konnte? Nein. Jesus Christus ist derselbe, gestern, heute und in Ewigkeit. Endzeit hin oder her. Doch wir haben nur eine Grundlage, eine Erkenntnisquelle, eine Waffe. Und die sollten wir in all ihren Teilen und Aussagen im Leben und im Glauben ernst nehmen und uns davor hüten, lässig mit ihr umzugehen. Allein die Schrift war die Grundlage der Reformation und aller weiterer geistlicher Aufbrüche in allen Jahrhunderten. Eine Abkehr von diesem Grundsatz, oder eine Aufweichung dieses Grundsatzes wird unweigerlich Folgen haben auf den geistlichen Zustand der Kirche Jesu der nächsten Generationen. Darum, lasst uns mit viel Demut, Jesusliebe und Liebe zu unseren Nächsten daran festhalten, dass allein die Schrift der Massstab unseres Glaubens und Lebens ist. Auch dort, wo sie "nicht viel" sagt. Der Herr ist treu.

Samstag, Oktober 07, 2006

Ich war in "Entenhausen"!


Vor ein paar Tagen habe ich mich auf den Weg nach "Entenhausen" gemacht, um einem grossen Comiczeichner bei seiner Arbeit über die Schulter zu schauen. Geduldig fragte der Amerikaner Don Rosa jedes Kind und jeden Erwachsenen, was es denn sein dürfe und erledigte die Aufträge per sofort. Ich war Nummer 11 und so kam es, dass ich nach einer Stunde an der Reihe war. Das Warten war nicht mühsam, abgesehen von der Hitze. Nein, im Gegenteil konnten wir gespannt zusehen, wie Mitglieder der Familie Duck vor unseren Augen entstanden.
"Einen fröhlichen Donald", bat ich ihn dann und so machte er sich sofort ans Werk. Auf die Innenseite des frisch erworbenen gebundenen Dagobert-Duck-Buches des gleichnamigen Künstlers entstand mit schwungvollen Strichen dieser Enterich! Zum Schluss gaben wir uns noch die Hände, Don und ich.
Seither ist dieses Buch mein ganzer Stolz und ich zeige es jeden Tag meinen Kindern und meiner Frau. Abends, vor dem Schlafengehen, öffne ich nochmals das Cover und werfe einen letzten Blick auf das Kunstwerk. Im Bild ist Don Rosa zu sehen, wie er gerade Dagobert Duck in jungen Jahren zeichnet.

Donnerstag, September 14, 2006

Der Neue Bund und unsere Babies

Baptistische Geschwister betonen, dass der Neue Bund hauptsächlich darin besteht, mit dem Heiligen Geist erfüllt zu sein. Daher kann Teilnehmer des Neuen Bundes nur derjenige sein, der mit dem Heiligen Geist erfüllt ist. Säuglinge werden in der Regel nicht mit dem Heiligen Geist erfüllt, können darum nicht am Neuen Bund teilhaben, sollen darum auch nicht getauft werden.

Mit anderen Worten, Teilnehmer des Neuen Bundes sind nur Gläubige. Und darum sollen nur diese das Zeichen des Neuen Bundes - die Taufe - empfangen. Dass ein Ungläubiger im Neuen Bund sein könnte - jemand der den Heiligen Geist nicht hat- ist für Baptisten ausgeschlossen, denn fehlt ihm der Heilige Geist, ist er nicht Teilhaber des Neuen Bundes. Für sie sind die Erwählten und das Neue Bundesvolk ein und dieselbe Menschengruppe.

Säuglingstäufer meinen, Teilnehmer können in gewissem Sinne auch Ungläubige bzw. Menschen die den Geist noch nicht haben, sein. Der Unglaube ist im Neuen Bund nicht unmöglich, sondern er verletzt den Neuen Bund. Diese Übertretung bzw. Verletztung hat zur Folge, dass die Flüche des Bundes den Ungläubigen innerhalb des Neuen Bundes treffen. So gesehen, sind die Erwählten und die Teilnehmer des Neuen Bundes nicht dieselbe Menschengruppe.

Mit anderen Worten, es gibt eine Gruppe innerhalb des Neuen Bundesvolkes, die sich äusserlich zwar nicht von den Erwählten unterscheidet, wohl aber innerlich. Und das wird vor allem dann sichtbar, wenn der Unglaube ausgelebt wird.

Baptisten und Säuglingstäufer sind sich darin einig, dass es in den älteren, vorläufigen Bündnissen Erwählte und Ungläubige gab. Die entscheidende Frage ist daher, redet das Neue Testament davon, dass sich der Neue Bund in diesem Punkt von den älteren Bündnissen unterscheidet?

Die Baptisten sagen JA! Die Pädobaptisten glauben, dass sich der Neue Bund in dieser Hinsicht NICHT von den älteren Bündnissen unterscheidet, weil das Neue Testament EXPLIZIT vor Unglaube innerhalb des Neuen Bundes warnt. Ich möchte hier einige Stellen erwähnen:

Hebräer 2,1-3
Hebräer 3,19-4.1
Hebräer 4,11
Hebräer 10,28-29
1. Korinther 10, 1-11
Röm 11,20-22

Diese Stellen erklären m.E. deutlich genug, dass es eine Parallele zwischen den älteren Bündnissen und dem Neuen Bund in Bezug auf Teilnahme der Ungläubigen gibt. Die Christen werden gewarnt, nicht wie das Volk des Alten Bundes ein Herz des Unglaubens zu pflegen, zu offenbaren und damit den Bund zu übertreten und die Bundesflüche auf sich zu ziehen. Das NT selber zieht also viele Parallelen.

Wenn also Menschen den Neuen Bund brechen und damit durch ihren Unglauben die Bundesflüche auf sich laden können, dann muss es möglich sein, dass Gott mit Menschen den Neuen Bund schliesst, die den Heiligen Geist noch nicht haben. So gesehen unterscheidet sich der Status von Säuglingen christlicher Eltern nicht vom Status der Säuglinge unter den älteren Bündnissen.

Nun könnte man einwenden, Pädobaptisten machen ihre Kinder durch die Säuglingstaufe von Anfang an zu Bundesübertretern. Dies ist aber ein Trugschluss und hält dem Vergleich, den wir mit den älteren Bündnissen gemacht haben, nicht stand.

Die Beschneidung wurde von Gott angeordnet, obwohl er wusste, dass einige Beschnittene kein beschnittenes Herz beweisen und aus dem Bund fallen werden. Dennoch nahm er sein Bundeszeichen ernst. Gott rächte auch nicht sofort den Unglauben, sondern er liess sich Zeit.

Samuel erkannte im zarten Vorschulalter den Herrn, Jakob erst als Mann, als er aus der Fremde nach Hause kehrte. Beide wurden als Säuglinge beschnitten und lebten mehr oder weniger lange ohne rechtfertigenden Glauben.

Freitag, August 25, 2006

Life is too short to drink cheap wine

Wein ist eine Gabe Gottes. Seit Adam haben sich die Menschen - Fromme wie Unfromme -daran erfreut. Doch wie jede Gabe Gottes, kann auch diese missbraucht werden. Und Leider ist der Alkoholmissbrauch und die Alkoholsucht eines der grössten gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit.

Als reformierte Christen wollen wir unser ganzes Leben und unsere kirchliche Praxis nach Gottes Wort formieren und re-formieren. Diese Reformation ist nie abgeschlossen.

Nun taucht öfters mal die Frage auf, ist es biblisch, beim Abendmahl Traubensaft zu verwenden? Gibt es biblische Gründe, warum man keinen Traubensaft verwenden sollte? Hat die Kirche Jesu Christi die Freiheit, Traubensaft zu verwenden? Oder geht etwas von der Symbolik und der Effektivität des Abendmahls verloren, wenn wir Traubensaft anstelle von Wein verwenden?

Was meint die Blogger-Gemeinde dazu?

Donnerstag, August 03, 2006

Mittwoch, August 02, 2006

Wer sagt denn sowas???

Ich habe mal wieder etwas in meiner Bibliothek gestöbert und bin auf folgende Worte gestossen. Bin gespannt, ob die zwei Leser meines Blogs erkennen können, von wem diese Sätze stammen. Zuerst dachte ich, das müsste man allen Creekers, Sattlers und Emergers zu lesen geben. Doch beim Nachdenken merkte ich, das geht auch mich etwas an. Nun, wer könnte das geschrieben haben?
"Wer seinen Traum von christlicher Gemeinschaft mehr liebt als die christliche
Gemeinschaft selbst, der wird zum Zerstörer jeder christlichen Gemeinschaft, und
ob er es persönlich noch so ehrlich, noch so ernsthaft und hingebend meinte.
Gott hasst Träumerei; denn sie macht stolz und anspruchsvoll. Wer sich das
Bild einer Gemeinschaft erträumt, der fordert von Gott, von dem Andern und von
sich selbst die Erfüllung ... Er steht hart und wie ein lebendiger Vorwurf für
alle anderen im Kreis der Brüder. Er tut, als habe er erst die christliche
Gemeinschaft zu schaffen, als solle sein Traumbild die Menschen verbinden. Was
nicht nach seinem Willen geht, nennt er Versagen. Wo sein Bild zunichte wird,
sieht er die Gemeinschaft zerbrechen. So wird er erst zum Verkläger seiner
Brüder, dann zum Verkläger Gottes und zuletzt zu dem verzweifelten Verkläger
seiner selbst. "

Aus wessen Feder also stammen diese Zeilen?

Freitag, Juli 28, 2006

Trockentaufe

In den Freikirchen hat sich ein drittes Sakrament eingebürgert: Die Kindersegnung, auch "Einsegnung" genannt. Diese neukirchliche Tradition wurde eingeführt, weil die Kindertaufe abgeschafft wurde. Und die wurde abgeschafft, weil Kleinkinder ja noch nicht "vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt" Jesus als ihren Herrn bekennen können.
Nun taucht beim nachdenkenden Zeitgenossen natürlich die Frage auf, wie biblisch denn die "Einsegnung" sei. Sofort wird Jesus zitiert: "Lasset die Kinder zu mir kommen ..." Da denkt ein hartgesottener Kindertäufer zunächst einmal: "He, die klauen mir meinen Bibelvers!!!"

Tatsächlich hat Jesus ja mindestens einmal in den drei Jahren seines öffentlichen Wirkens ein paar Kinder auf den Arm genommen und diese Kinder gesegnet. Daher ist es sicher nicht grundfalsch, wenn wir Kinder im Namen Jesu segnen. Aber das hatte offensichtlich keinen sakramentalen Charakter wie die Taufe.

Dann wird manchmal auch die sog. "Darbringung" als Beleg zitiert. Dieser Beleg wird allerdings schon schwieriger, denn sie gehörte zum Zeremonialgesetz und war gleichzusetzen mit der Auslösung des Erstgeborenen. Wollen wir also unsere Kinder "darbringen", dürfen wir das nur mit unseren Erstgeborenen tun, und sollten auch noch mindestens zwei süsse Täublein mitbringen.

Es gibt also keine biblische Begründung für diese neukirchliche Tradition. Man hat eine neue Tradition in die Kirche eingeführt, ohne sie biblisch belegen zu können! Nun, ich habe keine Mühe damit, Kinder zu segnen. Was mich aber erstaunt ist die Tatsache, dass die Leute, die die Kindertaufe verteufeln, weil es eine altkirchliche Tradition sei, die in der Bibel nicht zu finden sei, eine neue Tradition einführen, die in der Bibel ebenso wenig zu finden ist.

Lasset die Kinder zu mir kommen ... ?


Mein Schwager hat einen Sohn, der etwa 9 Jahre alt ist. Vor kurzem hörte dieser Junge im Gottesdienst, wie der Pastor die Leute aufrief, sich für die Taufe anzumelden, denn bald sollte ein Taufgottesdienst im See stattfinden. Nach dem Gottesdienst ging dieser Junge sofort zum Pastor und bat um die Taufe.
Doch der Junge wurde nicht zur Taufe zugelassen. Man hatte Angst, Gleichaltrige wollten es ihm gleichtun, nicht aus Glaubensüberzeugung, sondern aus Gruppendruck. Derselbe Junge war vor zwei Jahren schon einmal beim (vorherigen) Pastor mit dem gleichen Anliegen. Schon damals wurde er mit dem gleichen Argument abgewiesen und damit vertröstet, noch ein paar Jährchen zu warten. Hätte Jesus auch gewartet? Hätte er ihm gesagt,

"lieber Hansli, weisst du, ich schätze deine gut gemeinte Absicht, doch du bist noch nicht reif genug für diesen Schritt. Weisst du, wenn du älter bist, wenn dein Glaube gefestigt ist, wenn dein Glaube nicht mehr ist wie der Glaube der kleinen Kinder, sondern wie der Glaube der Erwachsenen, dann darfst du wieder zur Taufe kommen!"

Wenn sich geistliche Ignoranz je bemerkbar gemacht hat, dann in dieser Begebenheit.

PS: Der Taufgottesdienst ist ausgefallen. Es hatte sich "niemand" gemeldet.

Dienstag, Juli 25, 2006

Ausauferstehung oder Auferstehung?

Neulich habe ich über die leibliche Auferstehung der Christen gepredigt. Und was geschieht? Man leiht mir ein Büchlein aus, indem der Autor über die sogenannte "Ausauferstehung" berichtet.
Diese Lehre besagt, wie ich es verstanden habe, dass es eine fortlaufende Auferstehung der Leiber der Frommen gibt. Unsere Köper werden nicht erst am jüngsten Tag auferstehen, falls wir fromm genug waren, sondern kurz nach unserem leiblichen Tod. Aber diese Auferstehung erlangen nicht alle gleichermassen, sondern nur diejenigen, die als würdig befunden wurden und ein besonders heiliges Leben gelebt haben.

Was ich da an exegetischem lese, enttäuscht mich. Natürlich beteuert der Autor, dass er während dreieinhalb Jahren täglich eine Stunde die Bibel untersucht hat. Ausserdem will er, vermutlich ein pietistisch geprägter landeskirchlicher Pfarrer oder ein sonstiger "Gemeinschaftsmann", Glaubwürdigkeit mit Sätzen wie "der Heilige Geist führte mich zu folgender Bibelstelle.... " vermitteln.
Die Tatsachenberichte hingegen sind beeindruckend. Der Autor beschreibt, wie er selber und andere "bekannte Gottesmänner" bei verschiedenen Anlässen auf leere Särge und leere Gräber gestossen sind. Leere Gräber seien keine Ausnahme, wüssten Totengräber zu erzählen und es sei verschiedentlich amtlich beglaubigt, dass manche Gräber und Särge nur nach wenigen Jahren (manchmal Tagen) der Bestattung leer seien. Das soll bezeugen, dass seine und die Sicht weiterer bekannter Gottesmänner (der Ausdruck "bekannter Gottesmann" allein verleiht Autorität) wirklich biblisch ist.
Es gelingt dem Autor allerdings nicht wirklich, diese Ereignisse exegetisch zu untermauern. Die allermeisten Bibelstellen die er anführt, reden grundsätzlich von der Auferstehung der Toten und manche von der Auferstehung der Gerechten und Ungerechten bei der Wiederkunft Jesu.

1. Korinther 15 legt hingegen die Reihenfolge deutlich fest: Zuerst Christus, der Erstling, danach - bei seiner Ankunft - diejenigen, die in Christus entschlafen sind ...

Ich wurde von entsprechender Seite um eine Stellungnahme gebeten. Wie werde ich antworten? Alles, was ich sagen kann ist; "Es steht geschrieben ... ". Ich weiss nicht, wie diese "Erfahrungen" einzuordnen sind. Aber ich weiss, was in der Bibel steht. Daran möchte ich mich halten.

Freitag, Juni 09, 2006

Lass dich verwöhnen ...

Eine wunderbare Quelle von Audio- und Videopredigten von amerikanischen und englischen Predigern findet ihr unter dem Link "Predigten". Lasst euch verwöhnen .....

Donnerstag, Juni 08, 2006

Killing my old man

Vielleicht mag sich jemand an dieses alte Lied einer alten christlichen Rockband erinnern. "Killing my old man". Auf deutsch: Meinen alten Menschen töten! So ergeht es mir seit einiger Zeit. Einige Umstände nagen an meinem Stolz, kicken gegen meine geistigen Schienbeine und schlagen ihre seelischen Fäuste gegen meinen seelischen Magen. Und ich stehe in der Gefahr, mich zurück zu ziehen, in die Einsamkeit meines Unverstandenseins, meines missverstandenen prophetischen Dienstes, um dort meine Wunden zu lecken, die mir die bösen fleischlichen Christen immer wieder zufügen!

Doch dann dämmert es mir! Halt! Sind das nicht die Liebkosungen meines himmlischen Vaters?
Sind es nicht seine liebenden Fäuste und Füsse, die da meine Boshaftigkeit, meinen Stolz und meine Selbstgerechtigkeit traktieren?
Ist er nicht in wunderbarer Weise daran, meinen alten Menschen zu schwächen, damit ich ihm dann den Todesstoss versetzen kann? Ja, denn das ist MEINE Aufgabe. Nur muss ich merken, JETZT ist die angenehme Zeit, JETZT ist der Tag des ausgelebten HEILS!

Danke, lieber Vater, für alles was du schenkst, danke, dass selbst im kleinsten, du heute an mich denkst .... autsch!

Dienstag, April 11, 2006

I have a dream ...
















Was haben Martin Luther King und die schwedische Popgruppe Abba gemeinsam? Sie hatten beide einen Traum. Mindestens haben sie davon geredet bzw. gesungen. Ich habe auch einen. Aber er ist so gewagt, dass ich mich kaum getraue, ihn zu veröffentlichen. Ich tue es trotzdem:

Ich träume von einer Gemeinde, die einen vibranten Gottesdienst feiert! Mit verschiedenen Instrumenten wie Gitarre, Geigen, Fagott, Schlagzeug, Orgel, usw. und der Gesang ist so laut und inbrünstig, dass die lauten Instrumente den Gesang unterstreichen. Das, weil alle dermassen bewegt sind von dem, was der dreieinige Gott an ihnen getan hat. Die Lieder sind vertonte Psalmen, reformatorische Lobhymnen, von gemeindeeigenen theologisch geschulten Gliedern gedichtete Lieder über Erwählung, Beharren der Heiligen, unwiederstehliche Gnade, , alte, moderene, bekannte, theologisch richtige Lieder, u.ä.

Die Psalmen im Wechsel werden voller Hingabe gelesen und gebetet, weil sich die Gemeinde bewusst ist, dass dies die Gebete des Christus sind und damit auch die Gebete des Leibes Christi. Die freien Gebete sind inbrünstig und flehen Gott an um eine erneute Ausgiessung des Heiligen Geistes, um ein Erwachen in den Gemeinden und am Ort. Tränen der Reue fliessen und Lächeln, sowie Seufzer der Erleichterung sind zu hören. Denn der Heilige Geist ist gegenwärtig und überführt, richtet, weist auf Christi Gnade hin. Teenager, junge Erwachsene, Bifis und Uhus, alle feiern gemeinsam in einem Gottesdienst die Auferstehung Jesu Christi, hören das Gesetz und das Evangelium.

Sie freuen sich so sehr darauf, jeden Sonntag zusammen zu kommen, dass ihnen nichts wichtiger ist. Alles andere muss warten. Besuche, Einladungen, Mittagessen, Gäste, ja sicher, aber NACH dem Gottesdienst. Der Sonntag gehört dem HERRN! Und der Gemeindefamilie, wo man einander ermutigt, stärkt, korrigiert und tröstet!

Das ist alles .....

Donnerstag, April 06, 2006

Wow, coole Links!!!

Meine letzten paar Blogs haben sich mit Evangelisation beschäftigt und ich halte die Augen weiter offen für gute Werkzeuge zur Evangeliumsverkündigung. Ein neuer Link verrät, dass ich auf etwas gestossen bin, das interessant tönt: Ein evanglistischer Kurs der das Markus-Evangelium als Grundlage hat. Leider in englisch. Aber vielleicht macht sich jemand auf den Weg, dieses Werkzeug zu übersetzen?

Ein weiterer Link beinhaltet eine ganze Bibliothek monumentaler Werke der Kirchengeschichte (Mist, wieder englisch), Audiodateien (J.Edwards-Predigten gelesen!), usw. Eine wahre Fundgrube, die natürlich auch Werke enthält, die nicht zu empfehlen sind. Der "discerning reader" aber weiss damit umzugehen. Wer ein paar schlaflose Nächte übrig hat, wird hier eine wunderbare weite Ebene mit saftigem Gras finden, die einen vergessen lässt, dass Schlaf kostbar ist. Der Mensch lebt schliesslich nicht vom Schlaf allein ....

Freitag, März 24, 2006

Beten - bis wann?

Gestern habe ich gesagt, wir sollten wie Paulus um Mut und die richtigen Worte beten. Doch schon stellt sich die nächste Frage: Wie lange? Wie lange wird es dauern, bis der Mut in mir aufsteigt? Werde ich merken, wann das Gebet zu wirken beginnt?

Mich beschleicht je länger desto mehr der Eindruck, dass unsere Gebete aller Art oft nicht so recht erhört werden, weil wir zu wenig tun. Ich meine damit nicht, dass wir unsere Gebete selbst erfüllen müssen. Natürlich, es ist alles Gnade und wir können gar nichts tun.

Aber nehmen wir das "Unser Vater" als Beispiel: Setzt der Herr nicht gerade voraus, dass wir mit unseren Bitten gleichzeitig auch handeln? "Dein Name werde geheiligt, dein Reich komme, unser täglich Brot gib uns heute, vergib uns unser Schuld wie auch wir vergeben unseren Schuldigern", sind das nicht alles auch Aufforderungen, etwas zu tun?

Könnte es dann sein, dass mein Evangelisieren zu dem Zeitpunkt einsetzen muss, wo ich anfange zu beten? Wenn diese Theologie falsch oder einseitig ist, kann es mir bitte jemand aufzeigen? Wenn nicht, dann muss ich mich langsam entscheiden ... soll ich jetzt oder soll ich nicht?

Angst vor Ablehnung?

Was genau ist es, das uns daran hindert, "fully comitted" all unseren nichtchristlichen Nachbarn und Bekannten zu sagen, wie es gegenwärtig um ihre geistliche Gesundheit steht?

Vielleicht Angst vor Ablehnung? Angst, nicht ernst genommen zu werden? Oder Angst, keine wirklich guten Argumente zu haben, wenn Fragen auftauchen? Oder Angst, zu nerven? Wer will denn schon mit diesen einfältigen Traktateverteilern mit den altmodischen Windjacken und dem steril verklärten Lächeln am Bahnhof identifiziert werden?

Ich auf jeden Fall kenne von alledem ein wenig. Also muss ich damit beginnen, diese Angst zu überwinden. Wie kann ich das tun? Natürlich nur, indem ich mich eben in Situationen begebe, die mir Angst und Schrecken einjagen. Immer wieder! Wie wäre es also z.B., einfach mal ehrlich auf einen Nachbarn zuzugehen und zu sagen, "Ich mache mir in letzter Zeit viele Gedanken darüber, was wohl mit dir geschehen würde, wenn du heute plötzlich vor Gott stehen würdest". Oder etwas sanfter für den Anfang: "Ich frage mich öfters, wie könnte ich wohl XY von dem erzählen, was Gott in seinem Wort über sich, Christus uns und unsere Bestimmung sagt. Aber ich finde keinen guten Weg. Ich finde nicht die richtigen Worte. Es ist mir aber wirklich wichtig."

Und dann abwarten (mit Herzklopfen, der Ohnmacht nahe) was passiert. Dann könnte man zu einem späteren Zeitpunkt mal nachhaken: "Hast du dir mal Gedanken darüber gemacht?" Oder so ähnlich.

Haben wir den Mut dazu mit den Nachbarn und Bekannten mehr als nur über Windelsorten, Wetterlage, Erziehungsfragen und günstige Ferienangebote zu reden? Wer macht mit?

Okay, die Beispiele sind vielleicht etwas zu krass. Ich höre den Pietisten in mir: "Komm, lass uns lieber zuerst darüber beten". Einverstanden, mein innerer Pietist. Beten wir. Aber was? "Na, dass der Herr uns den richtigen Zeitpunkt schenkt, den Kairos, um etwas zu sagen". Aber was ist, wenn der "Kairos" kommt und mir noch immer der Mut fehlt? Vielleicht sollten wir eher um Mut beten. Vielleicht sollten wir den Apostel Paulus zum Vorbild nehmen? Der hat die Geschwister gebeten, für ihn zu beten, dass er Mut bekommt, und dass ihm die richtigen Worte kommen, wenn er das Maul aufmacht!

Wer betet mit?

Donnerstag, März 23, 2006

Auf den ersten Surf...

Auf den ersten Surf habe ich ein paar Seiten gefunden, die sich mit dem Thema Evangelisation aus reformierter Sicht auseinander setzen. Aber auch hier gibt es nicht viel praktisches. Und schon gar nichts deutsches. Da die reformierte Bewegung in den deutschsprachigen Ländern erst gerade am Erwachen ist, ist dies zu entschuldigen.

Abgesehen von EE, die aus US-presbyteriansichem Hause kommt, und inzwischen auch auf deutsch übersetzt ist, gibt es also noch viel zu tun! Tun wir es!

Wie Francke aufhört, die Bibel zu lesen ....

August Hermann Franckes kurzer Unterricht ...

6) Wie nun die Lesung der Heiligen Schrift mit dem Gebet muss angefangen und in stetigem Gebet verrichtet werden,also muss man auch damit beschliessen. so mag man denn, wenn man aufgehöret hat zu lesen, auf diese oder dergleichen Art Gott anreden:

O du getreuer, himmlischer Vater! Lob, Ehre, Preis und Dank sei dir demütiglich gesagt für diese grosse Gnade, dass du mich mit dem edlen Manna deines göttlichen Wortes an meiner Seele gelabet, gestärket und erquicket hast. Schreibe es nun alles, was ich gelesen, mit dem göttlichen Finger deines Heiligen Geistes in mein Herz und versiegle es mit demselbigen, damit es der Stan nicht wiederum von meinem Herzen raube, sondern dass ich solchees in einem feinen und guten Herzen bewahre und mich dessen dort ewiglich vor deinem Angesicht erfreue. Amen.

Auch kann mansich gewöhnen, dasjenige, was man gelesen, zum Beschluss in ein Gebet zu fassen und es also Gott dem Herrn vorzutragen.

Mittwoch, März 22, 2006

Ein reformierter Fanfarenstoss!!!

Wenn man so in den reformierten Websites, Büchern und Veranstaltungen sitzt, liest und hört man leider selten etwas über Evangelisation. Es sei denn als Kritik am neuesten evangelistischen Tool der WAVE-Bewegung oder der SWOOSH-Gemeinde.

Natürlich spötteln wir feist aus unserem fetten Lehnstuhl mit der grossen Bibliothek im Hintergrund über Rick Warrens purpose-driven Everything. Natürlich rümpfen wir unser sensibles Näschen über die Kinosessel und die gedämpfte Musik im Eingangsbereich von Willow ... (stören uns aber daran, dass es einer wagt, während unserer 69 minütigen Predigt über die Implikationen des Supralapsarianismus in der credobaptistischen Chinderhüeti, mit der Kirchenbank zu quiitschen) ....

Natürlich, wir reformierten glauben daran, dass Gott seine Schäfchen schon zu uns zieht. Wir wollen schliesslich keine schwarzen (Schafe, meine ich) im Gehege (vor allem die baptistisch geprägten haben einen "Heidenrespekt" davor ....;-) )

Oder wir glauben, wenn nur die Souveränität Gottes recht verkündigt wird am Sonntag, dann kommen - oh Wunder - die Ungläubigen plötzlich von überall her. Man muss nur warten, bis es Gott gefällt. Bei Spurgeon und Lloyd-Jones hat das schliesslich auch mal funktioniert!!!

Seien wir aber ehrlich ... die einzigen die kommen, sind die Ausgestossenen, Randständigen und Verunsicherten (nicht der Gesellschaft, sondern der PECK: postmodernen evangelikalen Christenbefriedigungs-Kirche) ...

Wo also ist die reformierte Gemeinde, die ausschwärmt, um an den Hecken und Zäunen die Verlorenen zu suchen? Wo ist die reformierte Seeker-Gemeinde (schon mal darüber nachgedacht, dass es Jesus ist, der sucht?), die die Verlorenen sucht, die noch gar nicht wissen, dass sie verloren sind? Und auch diejenigen sucht, die erkannt haben, dass sie verloren sind im Morast des multireligiösen Niemandslandes?

Sollte die reformierte Gemeinde nicht mobil machen, aggressiv und kompromisslos, aber mit Weisheit und Liebe zu Gott und den Verlorenen evangelisieren? Wo sind die reformierten Glaubensgrundkurse (ich meine nicht den G12), die reformierten Zeltevangelisationen, die reformierten Gassenküchen, die reformierten Drogenentzugsstationen, die reformierten Kulturabende, die reformierten Spielfilme, die reformierten Konzerte? Wo sind die reformierten Stosstruppen Gottes, die in Wind und Wetter das Evangelium der wunderbaren Gnade Gottes verkündigen, und zwar da wo es zuerst hingehört? Nämlich in die Ohren der geistlich Toten?

Wann wachen wir auf und machen mobil???

Freitag, Februar 10, 2006

Zurück aus Entenhausen

Liebes Tagebuch ....

Schon seit einiger Zeit habe ich nichts mehr geschrieben. Das liegt daran, dass ich lieber ab und zu einen Ausflug nach Entenhausen mache zur Entspannung, als meine Freizeit damit zu verbringen, Texte zu verfassen, die sowieso keiner liest und die ja nicht einmal existieren in der Wirklichkeit.

Über welches Ereignis soll ich nun schreiben? Es gäbe da ein paar. Heute zum Beispiel musste ich den TCS nach Hause kommen lassen, weil mein Auto nicht mehr starten wollte. Da kam kaum 30 Minuten später ein netter Herr Stadelmann, der schon dreissig Jahre Mitarbeiter ist.

Ein gesprächiger und kooperativer Mann war das. Umgänglich und bereit, mich in den Arbeitsprozess einzubinden. Was kann ich daraus lernen? Eigentlich nichts, ausser dass ich eine nette Begegnung mit einem Menschen hatte, den ich vermutlich nicht wieder sehe.

Wie wohl Gott darüber denkt?

Dienstag, Januar 10, 2006

Herr Gesetzlich, Frau Schmusig, Herr Gnädig und Frau Mystisch

Wer regelmässig öffentlich die Bibel auslegt, hat vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass Herr Gesetzlich nach der Predigt kommt und sich herzlich für die gute Predigt bedankt. Ein anderes Mal geht Herr Gesetzlich mit ernster Miene und knappem Gruss an dir vorbei nach der Veranstaltung. Das Telefon wird im Laufe der nächsten Woche leuten.

Dann wieder kann es geschehen, dass Frau Gnädig kommt, von der Predigt schwärmt und allen erzählt, wie sehr sie deine Worte berührt haben. Ein anderes Mal geht Frau Gnädig unsicher und traurig aus dem Raum.

Wie kommt es, dass die gleichen Leute einmal so und einmal so reagieren? Manchmal liegt es an dir. Du bist nicht immer gleich klar. Doch oft - und das ist meine Erfahrung - liegt es daran, dass die menschliche Natur zur Einseitigkeit neigt. Eine Auswirkung der totalen Verdorbenheit.

Denn allen meinen Botschaften liegt ein System zu Grunde. Nämlich das reformierte. Weil ich glaube, dass das reformierte System am ehesten der Einheit der Schrift entspricht. Doch dieses System befähigt mich, einmal von der unausforschlichen Fülle Christi zu predigen, so dass Frau Mystisch Bauchsausen kriegt, dann wieder bin ich befähigt von der Härte und der Heiligkeit des Gesetzes zu reden, so dass Herr Rechtlichs Augen glänzen.

Ein anderes Mal rede ich von der Barmherigkeit Gottes, dass Herr Gnädiglich Tränen in den Augen hat und dann rede ich von der väterlichen Liebe und der Hand Gottes, der uns festhält, so dass Frau Schmusig ganz schmusig wird.

Doch wehe dir, wenn Frau Schmusig von Gottes Heiligkeit und Zorn hört, oder wenn Herr Gesetzlich von Gottes liebender Hand hört, wehe dir, wenn Frau Mystisch etwas von praktischer Frömmigkeit vernimmt, oder Herr Überschwang etwas von der Verdorbenheit seiner Natur ....

Wir Menschen sind einseitig und hören oft das besonders gerne, was unserer Natur, unserem Charakter entspricht. In der anderen Wahrheit sehen wir eine stetige Gefahr für unser und anderer geistliches Leben. Wir können es fast nicht glauben, dass Gottes Liebe genau so gross ist wie seine Heiligkeit, oder dass seine Heiligkeit genau so überwältigend ist wie seine Gnade! Und ähnliches mehr. Predige ich von jenem, denkt der eine, jetzt driftet er ab! Predige ich von diesem, denkt die andere, jetzt wird er extrem!

Das sollte nicht so sein. Denn hinter allem steht die Einheit der Schrift, die Wahrheit Gottes. Aber sie ist viel umfassender, als unser ungeübtes und träges Denken es manchmal fassen will.

Dies ist auch eine Warnung an uns Verkündiger der reformierten Lehre! Möge der HERR uns davor bewahren, einseitig zu sein und in jeden Text unser Lieblingsdogma hineinzulesen!

Freitag, Januar 06, 2006

Resolutions von Jonathan Edwards

In den Jahren 1721 bis 1723 schrieb Jonathan Erdwards, amerikanischer Pfarrer und Theologe seine Resolutions (Vorsätze/ Beschlüsse). Er war damals noch jung im Glauben und manche seiner guten Vorsätze waren etwas hoch gesteckt. Doch er war sich bewusst, dass ohne Gottes Hilfe und Gottes Willen kein einziger seiner Resolutionen Bestand hatte.

Nun bin ich neulich auf eine wunderbare neu übersetzte Ausgabe von Bunyans Pilgerreise gestossen. Gebunden und mit eingeleimtem Buchzeichen. Dieses Exemplar liess mein Herz höher schlagen und ich musste es kaufen, obwohl die Paperback-Ausgabe in der Bibliothek unserer Gemeinde steht.

Nun habe ich beschlossen, dieses Buch meinen Kindern vorzulesen, und ihnen damit einen Samen des Puritanismus einzupflanzen. Nach Jonathan Erdwards würde das etwa so tönen:

"Resolved, to read a piece of Bunyans Pilgrim to my beloved children every evening."

Die Kunst der Meditation

August Hermann Franckes kurzer Unterricht ... , Teil 5

5) Dem Gebet muss die Betrachtung die Hand bieten, dass man bei einem jeglichen ein wenig stille stehe und alles fein in seinem Herzen erwäge. Gar fein spricht Luther über das Evangelium am Christtage seiner Kirchenpostille S.56,b:

Das Evangelium ist so klar, dass es nicht viel Auslegens bedarf, sondern es will nur wohl betrachtet angesehen und tief zu Herzen genommen sein. Und wird niemand mehr Nutz davon bringen, denn die ihr Herz stille halten, alle Dinge ausschlagen und mit Fleiss dreinsehen, gleich wie die Sonne in einem stillen Wasser gar eben sich sehen lässet und kräftig wärmet, die im rauschenden und laufenden Wasser nicht also gesehen werden mag, auch nicht also wärmen kann. Darum, willst du allhier auch erleuchtet werden, göttliche Gnade und Wunder sehen, dass dein Herz entbrannt, erleuchtet, andächtig und fröhlich werde, so gehe hin, da du stille seiest und das Bild tief ins Herz lassest, da wirst du finden Wunder über Wunder.

Dieses ist nun bei der ganzen Heiligen Schrift und deren Lesung in acht zu nehmen. Wo man über ein Kapitel hinrauschet, darnach die Bibel zuschlägt und, was man gelesen hat, bald aus den Gedanken fahren lässet, so ist es kein Wunder, dass man die bibelwohl oft durchlese und dohc nicht frömmer und andächtiger darnach werde. Das Gebet und die Betrachtung müssen einander stets die Hand bieten. Wenn es mit der Betrachtung nicht fort will, so musst du beten; und wenn ds Gebet nicht fliessen will, so musst du die Worte ein wenig betrachten. Aus dem Gebet wird die Betrachtung entspringen und vermehret werden; und durch die Betrachtung wirst du zum Gebet erweckt werden.

Kein Mensch, spricht Bernhardus, kommt plötzlich obenan. Durch Aufsteigen, und nicht durch Fliegen, ereichet man die obersten Sprossen an der Leiter. Darum lasset uns hinauf steigen, als wie mit zweien Füssen, nämlich durch die Betrachtung und durch das Gebet. Denn die Betrachtung lehret und zeiget uns, was uns mangelt; das Gebet aber erhält und erlanget uns bei Gott dem Herrn so viel: dass uns nichts mangele oder fehle. Die Betrachtung zeiget uns den rechten Weg, das Gebet aber führet uns denselbigen Weg.

Und an einem andern Ort spricht er: Durchs Gebet wird die Betrachtung erleuchtet, und in der Betrachtung wird das Gebet inbrünstig. Es ist ein süsses, liebliches Gespräch und eine selige Unterredung, wo nämlich das Gebet und die Betrachtung zusammen kommen, also, dass eine das andere regieret. Und abermals: Das Gebet ohne Betrachtung ist ein kalt und faul Ding. Die Betrachtung ohne das Gebet ist unfruchtbar und druchaus nichts nütze.

Wer diese Erinnerung des frommen Bernhardus in Lesung der Heiligen Schrift wohl in acht zu nehmen weiss, der wird niemals ohne grossen Ntuezn die Heilige Schrift lesen. Z.B. im 1. Buch Mose, 1,2: Und die Erde war wüste und leer, und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.

Betrachtung: Wie hat doch der wunderbare Gott von Anfang so gar einerlei Wege gehalten, dass er seine Herrlichkeit darinnen am meisten beweiset, dass er aus nichts etwas, aus dem Wüsten und Ungestalteten etwas Schönes und Wohlgestaltetes, aus dem Elenden etwas Grosses und Erhabenes machet. So musste es zum Preise seines heiligen Namens gereichen, dass die Erde wüste und leer war, ehe sie von ihm gebildet, schön und fruchtbar gemacht worden.

Gebet: Ach, lieber Vater, ich nehme mir dieses zu einem Trost, wenn ich mein Elend und verderbtes Wesen ansehe. Lass mich nur mein eigenes natürliches Verderben recht erkennen. Ich weiss, du wirst dich dann auch über mich erbarmen und Christum lassen eine Gestalt in mir gewinnen, dass ich wohlgestaltet vor deinem Angesicht erscheine. Die Busstränen will ich gerne über meine Sündnen vergiessen. Lass du nur deinen Geist auch auf solchem Wasser schweben.

Bei solcher Betrachtung muss nun die Prüfung unserer selbst nie unterlassen werden, damit wir aus dem göttlichen Wort das Verderben unseres Herzens recht erkennen lernen uns unser ganzes Herz nach dem Vorbilde der heilsamen Lehre geartet werde.