Kurzer Unterricht, wie man die Heilige Schrift zu seiner wahren Erbauung lesen sollte. Teil II
So bringe denn ein Einfältiger2) zur Lesung der Heiligen Schrift ein rechtes einfältiges Herz, das ist ein aufrichtiges und ungeheucheltes Verlangen, dass er durch die Heilige Schrift möge unterwiesen werden zu seiner Seligkeit durch den Glauben an Christum Jesum, 2.Tim. 3,15, und dass er also glauben und leben möge, wie es ihm in Lesung der Heiligen Schrift von Gott selbst vorgehalten wird. In Summa: Wenn du die Heilige Schrift zu lesen vornimmst, muss allein dein aufrichtiger Zweck sein, dass du ein gläubiger und frommer Christ werden mögest, nicht nach dem Schein, sondern in der wahren Kraft, dass du dich versichern könnest, du gefallest Gott wohl und werdest dort seiner mit ewiger Freude geniessen.
3) Da muss nun das Gebet das erste sein, und ein Einfältiger auf diese oder dergleichen Art und Weise, ehe er in der Bibel lieset, Gott anreden, nicht mit dem Munde allein, sondern mit recht andächtigem Herzen:
O du ewiger und lebendiger Gott, wie können wir dir genugsam danken, dass du uns deinen heiligen Willen in deinem Wort so gnädig geoffenbaret hast, dass wir daraus lernen können, wie wir gläubig, fromm und selig werden sollen. So gib mir nun deinen heiligen Geist, dass er mir meine Augen öffne, zu sehen die Wunder an deinem Gesetz; dass er durch dein Wort den Glauben in meinem Herzen wirke und vermehre, und meinen Willen kräftiglich lenke, dass ich mich freue über deine Zeugnisse und von Herzen an dich glaube und dein Wort halte.
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