Freitag, Juli 28, 2006

Trockentaufe

In den Freikirchen hat sich ein drittes Sakrament eingebürgert: Die Kindersegnung, auch "Einsegnung" genannt. Diese neukirchliche Tradition wurde eingeführt, weil die Kindertaufe abgeschafft wurde. Und die wurde abgeschafft, weil Kleinkinder ja noch nicht "vor der sichtbaren und unsichtbaren Welt" Jesus als ihren Herrn bekennen können.
Nun taucht beim nachdenkenden Zeitgenossen natürlich die Frage auf, wie biblisch denn die "Einsegnung" sei. Sofort wird Jesus zitiert: "Lasset die Kinder zu mir kommen ..." Da denkt ein hartgesottener Kindertäufer zunächst einmal: "He, die klauen mir meinen Bibelvers!!!"

Tatsächlich hat Jesus ja mindestens einmal in den drei Jahren seines öffentlichen Wirkens ein paar Kinder auf den Arm genommen und diese Kinder gesegnet. Daher ist es sicher nicht grundfalsch, wenn wir Kinder im Namen Jesu segnen. Aber das hatte offensichtlich keinen sakramentalen Charakter wie die Taufe.

Dann wird manchmal auch die sog. "Darbringung" als Beleg zitiert. Dieser Beleg wird allerdings schon schwieriger, denn sie gehörte zum Zeremonialgesetz und war gleichzusetzen mit der Auslösung des Erstgeborenen. Wollen wir also unsere Kinder "darbringen", dürfen wir das nur mit unseren Erstgeborenen tun, und sollten auch noch mindestens zwei süsse Täublein mitbringen.

Es gibt also keine biblische Begründung für diese neukirchliche Tradition. Man hat eine neue Tradition in die Kirche eingeführt, ohne sie biblisch belegen zu können! Nun, ich habe keine Mühe damit, Kinder zu segnen. Was mich aber erstaunt ist die Tatsache, dass die Leute, die die Kindertaufe verteufeln, weil es eine altkirchliche Tradition sei, die in der Bibel nicht zu finden sei, eine neue Tradition einführen, die in der Bibel ebenso wenig zu finden ist.

Lasset die Kinder zu mir kommen ... ?


Mein Schwager hat einen Sohn, der etwa 9 Jahre alt ist. Vor kurzem hörte dieser Junge im Gottesdienst, wie der Pastor die Leute aufrief, sich für die Taufe anzumelden, denn bald sollte ein Taufgottesdienst im See stattfinden. Nach dem Gottesdienst ging dieser Junge sofort zum Pastor und bat um die Taufe.
Doch der Junge wurde nicht zur Taufe zugelassen. Man hatte Angst, Gleichaltrige wollten es ihm gleichtun, nicht aus Glaubensüberzeugung, sondern aus Gruppendruck. Derselbe Junge war vor zwei Jahren schon einmal beim (vorherigen) Pastor mit dem gleichen Anliegen. Schon damals wurde er mit dem gleichen Argument abgewiesen und damit vertröstet, noch ein paar Jährchen zu warten. Hätte Jesus auch gewartet? Hätte er ihm gesagt,

"lieber Hansli, weisst du, ich schätze deine gut gemeinte Absicht, doch du bist noch nicht reif genug für diesen Schritt. Weisst du, wenn du älter bist, wenn dein Glaube gefestigt ist, wenn dein Glaube nicht mehr ist wie der Glaube der kleinen Kinder, sondern wie der Glaube der Erwachsenen, dann darfst du wieder zur Taufe kommen!"

Wenn sich geistliche Ignoranz je bemerkbar gemacht hat, dann in dieser Begebenheit.

PS: Der Taufgottesdienst ist ausgefallen. Es hatte sich "niemand" gemeldet.

Dienstag, Juli 25, 2006

Ausauferstehung oder Auferstehung?

Neulich habe ich über die leibliche Auferstehung der Christen gepredigt. Und was geschieht? Man leiht mir ein Büchlein aus, indem der Autor über die sogenannte "Ausauferstehung" berichtet.
Diese Lehre besagt, wie ich es verstanden habe, dass es eine fortlaufende Auferstehung der Leiber der Frommen gibt. Unsere Köper werden nicht erst am jüngsten Tag auferstehen, falls wir fromm genug waren, sondern kurz nach unserem leiblichen Tod. Aber diese Auferstehung erlangen nicht alle gleichermassen, sondern nur diejenigen, die als würdig befunden wurden und ein besonders heiliges Leben gelebt haben.

Was ich da an exegetischem lese, enttäuscht mich. Natürlich beteuert der Autor, dass er während dreieinhalb Jahren täglich eine Stunde die Bibel untersucht hat. Ausserdem will er, vermutlich ein pietistisch geprägter landeskirchlicher Pfarrer oder ein sonstiger "Gemeinschaftsmann", Glaubwürdigkeit mit Sätzen wie "der Heilige Geist führte mich zu folgender Bibelstelle.... " vermitteln.
Die Tatsachenberichte hingegen sind beeindruckend. Der Autor beschreibt, wie er selber und andere "bekannte Gottesmänner" bei verschiedenen Anlässen auf leere Särge und leere Gräber gestossen sind. Leere Gräber seien keine Ausnahme, wüssten Totengräber zu erzählen und es sei verschiedentlich amtlich beglaubigt, dass manche Gräber und Särge nur nach wenigen Jahren (manchmal Tagen) der Bestattung leer seien. Das soll bezeugen, dass seine und die Sicht weiterer bekannter Gottesmänner (der Ausdruck "bekannter Gottesmann" allein verleiht Autorität) wirklich biblisch ist.
Es gelingt dem Autor allerdings nicht wirklich, diese Ereignisse exegetisch zu untermauern. Die allermeisten Bibelstellen die er anführt, reden grundsätzlich von der Auferstehung der Toten und manche von der Auferstehung der Gerechten und Ungerechten bei der Wiederkunft Jesu.

1. Korinther 15 legt hingegen die Reihenfolge deutlich fest: Zuerst Christus, der Erstling, danach - bei seiner Ankunft - diejenigen, die in Christus entschlafen sind ...

Ich wurde von entsprechender Seite um eine Stellungnahme gebeten. Wie werde ich antworten? Alles, was ich sagen kann ist; "Es steht geschrieben ... ". Ich weiss nicht, wie diese "Erfahrungen" einzuordnen sind. Aber ich weiss, was in der Bibel steht. Daran möchte ich mich halten.