Mittwoch, März 25, 2009

Was bewirkt die Säuglingstaufe?

Tatsächlich. Die Kindertaufe ist nach wie vor ein heisses Eisen. Wer in einer Freikirche Texte veröffentlicht, in denen die Kindertaufe als biblisch und die Wiedertaufe als unbiblisch bezeichnet wird, kann sich auf etwas gefasst machen. Ich möchte nun aber nicht darüber bloggen, sondern mich der Frage stellen, was bewirkt eigentlich die Taufe bei Säuglingen? Man könnte zunächst auch ganz allgemein fragen, was bewirkt die Taufe überhaupt? Aber diese Frage wäre weniger brisant. Denn dass sie dem etwas nützt, der sie empfängt, wird kaum jemand bestreiten. Und die Wirkung wäre dann der Nutzen oder das Ergebnis des Nutzens. Im Mindesten. Doch wie ist das bei Säuglingen? Da sie nicht verstehen, was an ihnen geschieht, haben sie auch nichts davon. Oder?
Bei Diskussionen mit credobaptisitschen Geschwistern kommt oft folgendes Argument; da die Säuglinge nichts davon haben, ist es wohl auch nicht so schlimm, mit der Taufe zu warten, bis sie etwas davon haben. Ja, es ist sogar besser. - Und tatsächlich habe ich mich auch schon dabei erwischt zu denken, " nun gut, das kann man ja auch so sehen ..."

Doch könnte es sein, dass die Kindertaufe mehr ist, als nur ein Erinnern an geistliche Tatsachen, das nur dem etwas nützt, der sich daran erinnert? Wie effektiv ist die Kindertaufe und was genau bewirkt sie? Wir Bundestheologen gehen davon aus, dass die Taufe die Beschneidung abgelöst hat. Mit Recht nennen wir Römer 4, 11 und Kolosser 2, 11-12 als Belegstellen. Darum kommen wir nicht darum herum zu fragen, was denn die Beschneidung bei den Säuglingen bewirkt hat. Nun - sie wurden in den Bund aufgenommen (... das ist der Bund für sie, die Beschneidung, 1. Mose 17, 9-10). Sie werden aufgenommen in das Volk des Bundes. Gott drückt sein Siegel auf. Du gehörst zu meinem Volk. Das ist eine rechtlich-öffentliche Angelegenheit. Die Beschneidung ist das Zeremoniell des Bundes. Heisst das, dass der beschnittene Säugling deswegen automatisch wiedergeboren und durch Glauben gerecht gesprochen war (Römer 4,11)? Ich denke nicht, denn immer wieder werden die Beschnittenen aufgefordert, ihre Herzen beschneiden zu lassen. Doch nichts desto weniger waren sie objektiv-rechtlich Mitglieder des Bundesvolkes Gottes!
Übertragen wir das auf die Taufe, dann wird durch die Taufe das Kind zu einem Mitglied des Bundesvolkes. Effektiv und wirklich. Es wird aufgenommen in den Bund. Gott sagt in der Taufe von dem Moment an wo das Wasser die Stirn des Kindes berührt und die Taufformel gesprochen wird: Du gehörst jetzt offiziell und rechtlich zu meinem Bundesvolk! Man wird mir nun entgegen halten, dass der Neue Bund nichts anderes als die Vergebung der Sünden, das ewige Leben und die Gabe des Heiligen Geistes ist. Und nur derjenige wird in den Neuen Bund aufgenommen, der diese Gaben besitzt. Ich wage dem zu widersprechen. Es mag bei Erwachsenen so sein. Es war ja schon bei Abraham so. Die Erwachsenen, die mit Gott in den Bund treten wollten, denen galt: Lass dich beschneiden! Doch wie beim Abrahamsbund, so gilt auch im Neuen Bund: Erziehe deine Kinder IM Bund. Sie gehören IN den Bund. Sie sind integriert. Erzieht eure Kinder IM Herrn und nicht AUSSERHALB vom Herrn (Eph 6,1-4). Was also ist der Unterschied zwischen einem blossen Merk- bzw. Verheissungszeichen und einem Bundessiegel? Dieser Unterschied würde die Wirksamkeit der Säuglingstaufe beantworten ....

1 Kommentar:

Eugen Giesbrecht hat gesagt…

Es ist und bleibt die Schwäche des Calvinismus, die Gnadenmittel Taufe und Abendmahl durch den Grundsatz: „Das Endliche kann nicht Gefäß des Unendlichen sein“, abzuwerten, ja zu entwerten.
Die menschliche Vernunft sagt: was soll das Taufwasser bewirken? Wie kann Christus gegenwärtig sein in Wein und Brot? Die unweigerliche Konsequenz aus diesem Denken ist die Leugnung der Menschwerdung Gottes in Jesus Christus, denn wie kann Gott in einem sterblichen Menschen wohnen?
Liebe Reformierte, seid Ihr Euch eigentlich im klaren, daß auch die menschliche Vernunft durch den Sündenfall verdorben ist und damit unter das Kreuz gehört?

Die Schrift ist in der Frage von Taufe und Abendmahl ganz klar und verständlich, es ist die elende, vom Sündenfall gezeichnete menschliche Vernunft, die alles in Frage stellt.
„Tut Buße, und jeder von euch lasse sich taufen auf den Namen Jesu Christi zur Vergebung der Sünden, so werdet ihr empfangen die Gabe des heiligen Geistes. Apg. 2, 38
Oder 1. Petrus 3, 20+21, wo die Rettung Noahs in seiner Arche als ein Vorbild für die Taufe gesehen wird: „Das ist ein Vorbild der Taufe, die jetzt auch euch rettet. !!
Im Missionsbefehl Jesu in Matth. 28 heißt es genau übersetzt: …machet zu Jüngern alle Völker (…sie taufend, oder indem ihr sie taufet…) auf den Namen des Vaters…..
Also zu Jüngern machen durch die Taufe und dann die Lehre, so ist hier die Reihenfolge, und so ist es dann in Kirchengeschichte auch richtigerweise geschehen.
Und nicht zuletzt Markus 16, 16 : „Wer da glaubt und getauft wird, der wird selig werden….

So sagt Luther in seinem kleinen Katechismus völlig zu Recht: „Was gibt oder nützt die Taufe?
Sie wirkt Vergebung der Sünden, erlöset vom Tode und Teufel, und gibt die ewige Seligkeit allen, die es glauben, wie die Worte und Verheißung Gottes lauten.“

Der heilige Geist hat sich nun mal an Wort und Sakrament gebunden, und durch diese Mittel handelt Gott am Menschen, eben nicht symbolisch, (niemand wird durch das Bild eines gedeckten Tisches satt) sondern tatsächlich und real.
Wer das abstreitet, muß ja ein unmittelbares Handeln Gottes am Menschen lehren, und genau das ist der Ansatz der Schwärmerei: Gottesunmittelbarkeit.
Wer die äußeren Mittel Taufe und Abendmahl entwertet zu einer bloßen symbolischen Handlung, wird früher oder später auch das Wort Gottes selber verwerfen als bloßes Menschenwort. Entsprechend die Argumentation der Schwärmer zur Zeit Luthers: „Wozu die Bibel, wir haben doch den heiligen Geist.“
Dazu sagt Luther:
„Darum sollen und müssen wir darauf beharren, daß Gott mit uns Menschen nicht anders handeln will als durch sein äußeres Wort und Sakrament. Alles aber, was ohne dieses Wort und Sakrament gerühmt wird, das ist der Teufel.“

Gerade in der Taufe an Kindern wird deutlich, daß Gott an den Unmündigen und Säuglingen tatsächlich handelt und sie rettet. Oder kann ein Behinderter, der in seinem ganzen Leben kein Glaubensbekenntnis aufgrund seiner Behinderung formulieren kann, nicht gerettet werden??

Auch wenn die Bundestheologie eine sehr gute und richtige Begründung für die Kindertaufe ist, so ist damit aber nicht alles zur Taufe gesagt, was gesagt werden muß.
Dazu Luther in seinem kleinen Katechismus:
„Wie kann Wasser solch große Dinge tun?
Wasser tut’s freilich nicht, sondern das Wort Gottes, so mit und bei dem Wasser ist, und der Glaube, so solchen Worte Gottes im Wasser trauet.
Denn ohne Gottes Wort ist das Wasser schlicht Wasser und keine Taufe; aber mit dem Worte Gottes ist’s eine Taufe, das ist ein gnadenreiches Wasser des Lebens und ein Bad der neuen Geburt im Heiligen Geist.

Gottes Handeln am Menschen ist in der ganzen Geschichte der Bibel niemals unmittelbar, er hat sich immer geschöpflicher Mittel bedient, eben weil da immer eine heilige Distanz bleibt zwischen Schöpfer und Geschöpf, auch im Neuen Testament.
Der sündige Mensch kann sich auch nicht mehr seiner Vernunft bedienen, um zu Gott zu kommen, er ist und bleibt darauf angewiesen, daß Gott an ihm handelt, bevor er sich Gott zuwenden und Ihm glauben kann. Das geschieht in besonders deutlicher Weise in der Taufe am Säugling, dem der klügste und begabteste und vernünftigste Mensch nichts voraus hat, was den Glauben angeht.