Wer regelmässig öffentlich die Bibel auslegt, hat vielleicht schon die Erfahrung gemacht, dass Herr Gesetzlich nach der Predigt kommt und sich herzlich für die gute Predigt bedankt. Ein anderes Mal geht Herr Gesetzlich mit ernster Miene und knappem Gruss an dir vorbei nach der Veranstaltung. Das Telefon wird im Laufe der nächsten Woche leuten.
Dann wieder kann es geschehen, dass Frau Gnädig kommt, von der Predigt schwärmt und allen erzählt, wie sehr sie deine Worte berührt haben. Ein anderes Mal geht Frau Gnädig unsicher und traurig aus dem Raum.
Wie kommt es, dass die gleichen Leute einmal so und einmal so reagieren? Manchmal liegt es an dir. Du bist nicht immer gleich klar. Doch oft - und das ist meine Erfahrung - liegt es daran, dass die menschliche Natur zur Einseitigkeit neigt. Eine Auswirkung der totalen Verdorbenheit.
Denn allen meinen Botschaften liegt ein System zu Grunde. Nämlich das reformierte. Weil ich glaube, dass das reformierte System am ehesten der Einheit der Schrift entspricht. Doch dieses System befähigt mich, einmal von der unausforschlichen Fülle Christi zu predigen, so dass Frau Mystisch Bauchsausen kriegt, dann wieder bin ich befähigt von der Härte und der Heiligkeit des Gesetzes zu reden, so dass Herr Rechtlichs Augen glänzen.
Ein anderes Mal rede ich von der Barmherigkeit Gottes, dass Herr Gnädiglich Tränen in den Augen hat und dann rede ich von der väterlichen Liebe und der Hand Gottes, der uns festhält, so dass Frau Schmusig ganz schmusig wird.
Doch wehe dir, wenn Frau Schmusig von Gottes Heiligkeit und Zorn hört, oder wenn Herr Gesetzlich von Gottes liebender Hand hört, wehe dir, wenn Frau Mystisch etwas von praktischer Frömmigkeit vernimmt, oder Herr Überschwang etwas von der Verdorbenheit seiner Natur ....
Wir Menschen sind einseitig und hören oft das besonders gerne, was unserer Natur, unserem Charakter entspricht. In der anderen Wahrheit sehen wir eine stetige Gefahr für unser und anderer geistliches Leben. Wir können es fast nicht glauben, dass Gottes Liebe genau so gross ist wie seine Heiligkeit, oder dass seine Heiligkeit genau so überwältigend ist wie seine Gnade! Und ähnliches mehr. Predige ich von jenem, denkt der eine, jetzt driftet er ab! Predige ich von diesem, denkt die andere, jetzt wird er extrem!
Das sollte nicht so sein. Denn hinter allem steht die Einheit der Schrift, die Wahrheit Gottes. Aber sie ist viel umfassender, als unser ungeübtes und träges Denken es manchmal fassen will.
Dies ist auch eine Warnung an uns Verkündiger der reformierten Lehre! Möge der HERR uns davor bewahren, einseitig zu sein und in jeden Text unser Lieblingsdogma hineinzulesen!
Dienstag, Januar 10, 2006
Freitag, Januar 06, 2006
Resolutions von Jonathan Edwards
In den Jahren 1721 bis 1723 schrieb Jonathan Erdwards, amerikanischer Pfarrer und Theologe seine Resolutions (Vorsätze/ Beschlüsse). Er war damals noch jung im Glauben und manche seiner guten Vorsätze waren etwas hoch gesteckt. Doch er war sich bewusst, dass ohne Gottes Hilfe und Gottes Willen kein einziger seiner Resolutionen Bestand hatte.
Nun bin ich neulich auf eine wunderbare neu übersetzte Ausgabe von Bunyans Pilgerreise gestossen. Gebunden und mit eingeleimtem Buchzeichen. Dieses Exemplar liess mein Herz höher schlagen und ich musste es kaufen, obwohl die Paperback-Ausgabe in der Bibliothek unserer Gemeinde steht.
Nun habe ich beschlossen, dieses Buch meinen Kindern vorzulesen, und ihnen damit einen Samen des Puritanismus einzupflanzen. Nach Jonathan Erdwards würde das etwa so tönen:
"Resolved, to read a piece of Bunyans Pilgrim to my beloved children every evening."
Nun bin ich neulich auf eine wunderbare neu übersetzte Ausgabe von Bunyans Pilgerreise gestossen. Gebunden und mit eingeleimtem Buchzeichen. Dieses Exemplar liess mein Herz höher schlagen und ich musste es kaufen, obwohl die Paperback-Ausgabe in der Bibliothek unserer Gemeinde steht.
Nun habe ich beschlossen, dieses Buch meinen Kindern vorzulesen, und ihnen damit einen Samen des Puritanismus einzupflanzen. Nach Jonathan Erdwards würde das etwa so tönen:
"Resolved, to read a piece of Bunyans Pilgrim to my beloved children every evening."
Die Kunst der Meditation
August Hermann Franckes kurzer Unterricht ... , Teil 5
5) Dem Gebet muss die Betrachtung die Hand bieten, dass man bei einem jeglichen ein wenig stille stehe und alles fein in seinem Herzen erwäge. Gar fein spricht Luther über das Evangelium am Christtage seiner Kirchenpostille S.56,b:
Das Evangelium ist so klar, dass es nicht viel Auslegens bedarf, sondern es will nur wohl betrachtet angesehen und tief zu Herzen genommen sein. Und wird niemand mehr Nutz davon bringen, denn die ihr Herz stille halten, alle Dinge ausschlagen und mit Fleiss dreinsehen, gleich wie die Sonne in einem stillen Wasser gar eben sich sehen lässet und kräftig wärmet, die im rauschenden und laufenden Wasser nicht also gesehen werden mag, auch nicht also wärmen kann. Darum, willst du allhier auch erleuchtet werden, göttliche Gnade und Wunder sehen, dass dein Herz entbrannt, erleuchtet, andächtig und fröhlich werde, so gehe hin, da du stille seiest und das Bild tief ins Herz lassest, da wirst du finden Wunder über Wunder.
Dieses ist nun bei der ganzen Heiligen Schrift und deren Lesung in acht zu nehmen. Wo man über ein Kapitel hinrauschet, darnach die Bibel zuschlägt und, was man gelesen hat, bald aus den Gedanken fahren lässet, so ist es kein Wunder, dass man die bibelwohl oft durchlese und dohc nicht frömmer und andächtiger darnach werde. Das Gebet und die Betrachtung müssen einander stets die Hand bieten. Wenn es mit der Betrachtung nicht fort will, so musst du beten; und wenn ds Gebet nicht fliessen will, so musst du die Worte ein wenig betrachten. Aus dem Gebet wird die Betrachtung entspringen und vermehret werden; und durch die Betrachtung wirst du zum Gebet erweckt werden.
Kein Mensch, spricht Bernhardus, kommt plötzlich obenan. Durch Aufsteigen, und nicht durch Fliegen, ereichet man die obersten Sprossen an der Leiter. Darum lasset uns hinauf steigen, als wie mit zweien Füssen, nämlich durch die Betrachtung und durch das Gebet. Denn die Betrachtung lehret und zeiget uns, was uns mangelt; das Gebet aber erhält und erlanget uns bei Gott dem Herrn so viel: dass uns nichts mangele oder fehle. Die Betrachtung zeiget uns den rechten Weg, das Gebet aber führet uns denselbigen Weg.
Und an einem andern Ort spricht er: Durchs Gebet wird die Betrachtung erleuchtet, und in der Betrachtung wird das Gebet inbrünstig. Es ist ein süsses, liebliches Gespräch und eine selige Unterredung, wo nämlich das Gebet und die Betrachtung zusammen kommen, also, dass eine das andere regieret. Und abermals: Das Gebet ohne Betrachtung ist ein kalt und faul Ding. Die Betrachtung ohne das Gebet ist unfruchtbar und druchaus nichts nütze.
Wer diese Erinnerung des frommen Bernhardus in Lesung der Heiligen Schrift wohl in acht zu nehmen weiss, der wird niemals ohne grossen Ntuezn die Heilige Schrift lesen. Z.B. im 1. Buch Mose, 1,2: Und die Erde war wüste und leer, und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Betrachtung: Wie hat doch der wunderbare Gott von Anfang so gar einerlei Wege gehalten, dass er seine Herrlichkeit darinnen am meisten beweiset, dass er aus nichts etwas, aus dem Wüsten und Ungestalteten etwas Schönes und Wohlgestaltetes, aus dem Elenden etwas Grosses und Erhabenes machet. So musste es zum Preise seines heiligen Namens gereichen, dass die Erde wüste und leer war, ehe sie von ihm gebildet, schön und fruchtbar gemacht worden.
Gebet: Ach, lieber Vater, ich nehme mir dieses zu einem Trost, wenn ich mein Elend und verderbtes Wesen ansehe. Lass mich nur mein eigenes natürliches Verderben recht erkennen. Ich weiss, du wirst dich dann auch über mich erbarmen und Christum lassen eine Gestalt in mir gewinnen, dass ich wohlgestaltet vor deinem Angesicht erscheine. Die Busstränen will ich gerne über meine Sündnen vergiessen. Lass du nur deinen Geist auch auf solchem Wasser schweben.
Bei solcher Betrachtung muss nun die Prüfung unserer selbst nie unterlassen werden, damit wir aus dem göttlichen Wort das Verderben unseres Herzens recht erkennen lernen uns unser ganzes Herz nach dem Vorbilde der heilsamen Lehre geartet werde.
5) Dem Gebet muss die Betrachtung die Hand bieten, dass man bei einem jeglichen ein wenig stille stehe und alles fein in seinem Herzen erwäge. Gar fein spricht Luther über das Evangelium am Christtage seiner Kirchenpostille S.56,b:
Das Evangelium ist so klar, dass es nicht viel Auslegens bedarf, sondern es will nur wohl betrachtet angesehen und tief zu Herzen genommen sein. Und wird niemand mehr Nutz davon bringen, denn die ihr Herz stille halten, alle Dinge ausschlagen und mit Fleiss dreinsehen, gleich wie die Sonne in einem stillen Wasser gar eben sich sehen lässet und kräftig wärmet, die im rauschenden und laufenden Wasser nicht also gesehen werden mag, auch nicht also wärmen kann. Darum, willst du allhier auch erleuchtet werden, göttliche Gnade und Wunder sehen, dass dein Herz entbrannt, erleuchtet, andächtig und fröhlich werde, so gehe hin, da du stille seiest und das Bild tief ins Herz lassest, da wirst du finden Wunder über Wunder.
Dieses ist nun bei der ganzen Heiligen Schrift und deren Lesung in acht zu nehmen. Wo man über ein Kapitel hinrauschet, darnach die Bibel zuschlägt und, was man gelesen hat, bald aus den Gedanken fahren lässet, so ist es kein Wunder, dass man die bibelwohl oft durchlese und dohc nicht frömmer und andächtiger darnach werde. Das Gebet und die Betrachtung müssen einander stets die Hand bieten. Wenn es mit der Betrachtung nicht fort will, so musst du beten; und wenn ds Gebet nicht fliessen will, so musst du die Worte ein wenig betrachten. Aus dem Gebet wird die Betrachtung entspringen und vermehret werden; und durch die Betrachtung wirst du zum Gebet erweckt werden.
Kein Mensch, spricht Bernhardus, kommt plötzlich obenan. Durch Aufsteigen, und nicht durch Fliegen, ereichet man die obersten Sprossen an der Leiter. Darum lasset uns hinauf steigen, als wie mit zweien Füssen, nämlich durch die Betrachtung und durch das Gebet. Denn die Betrachtung lehret und zeiget uns, was uns mangelt; das Gebet aber erhält und erlanget uns bei Gott dem Herrn so viel: dass uns nichts mangele oder fehle. Die Betrachtung zeiget uns den rechten Weg, das Gebet aber führet uns denselbigen Weg.
Und an einem andern Ort spricht er: Durchs Gebet wird die Betrachtung erleuchtet, und in der Betrachtung wird das Gebet inbrünstig. Es ist ein süsses, liebliches Gespräch und eine selige Unterredung, wo nämlich das Gebet und die Betrachtung zusammen kommen, also, dass eine das andere regieret. Und abermals: Das Gebet ohne Betrachtung ist ein kalt und faul Ding. Die Betrachtung ohne das Gebet ist unfruchtbar und druchaus nichts nütze.
Wer diese Erinnerung des frommen Bernhardus in Lesung der Heiligen Schrift wohl in acht zu nehmen weiss, der wird niemals ohne grossen Ntuezn die Heilige Schrift lesen. Z.B. im 1. Buch Mose, 1,2: Und die Erde war wüste und leer, und es war finster auf der Tiefe, und der Geist Gottes schwebte auf dem Wasser.
Betrachtung: Wie hat doch der wunderbare Gott von Anfang so gar einerlei Wege gehalten, dass er seine Herrlichkeit darinnen am meisten beweiset, dass er aus nichts etwas, aus dem Wüsten und Ungestalteten etwas Schönes und Wohlgestaltetes, aus dem Elenden etwas Grosses und Erhabenes machet. So musste es zum Preise seines heiligen Namens gereichen, dass die Erde wüste und leer war, ehe sie von ihm gebildet, schön und fruchtbar gemacht worden.
Gebet: Ach, lieber Vater, ich nehme mir dieses zu einem Trost, wenn ich mein Elend und verderbtes Wesen ansehe. Lass mich nur mein eigenes natürliches Verderben recht erkennen. Ich weiss, du wirst dich dann auch über mich erbarmen und Christum lassen eine Gestalt in mir gewinnen, dass ich wohlgestaltet vor deinem Angesicht erscheine. Die Busstränen will ich gerne über meine Sündnen vergiessen. Lass du nur deinen Geist auch auf solchem Wasser schweben.
Bei solcher Betrachtung muss nun die Prüfung unserer selbst nie unterlassen werden, damit wir aus dem göttlichen Wort das Verderben unseres Herzens recht erkennen lernen uns unser ganzes Herz nach dem Vorbilde der heilsamen Lehre geartet werde.
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