Im Vorbeigehen noch dies: Der Brauch, in den Kirchen zu singen, ist anerkanntermassen sehr alt, ja er war schon bei den Aposteln in Übung, wie sich aus den Worten des Paulus entnehmen lässt: "Ich will Psalmen singen im Geist, und ich will auch Psalmen singen mit dem Sinn!" (1.Kor. 14, 15). Auch and die Kolosser schreibt er: "Lehret und vermahnet euch selbst mit Psalmen und Lobgesängen und geistlichen Liedern, und singet dem Herrn mit Lieblichkeit in eurem Herzen!" (Kol. 3, 16; nicht ganz Luthertext). An der ersten Stelle gibt er die Vorschrift, mit der Stimme und mit dem Herzen zu singen, an der zweiten empfiehlt er die geistlichen Lieder, mit denen sich die Frommen gegenseitig erbauen sollen.
Dies ist aber doch nicht allgemein verbreitet gewesen, wie es uns Augustin bezeugt; er berichtet, dass man in der Kirche von Mailand erst unter Ambrosius zu singen begonnen hat; .... Die übrigen Kirchen des Westens sind dann nach Augustins Bericht gefolgt (Bekenntnisse, 9,7). Kurz zuvor berichtet er nämlich, dass diese Sitte ihren Ursprung in den Kirchen des Ostens hatte. Im zweiten Buch seiner "Retractationes" macht er deutlich, dass sie erst zu seiner Zeit in Afrika aufgenommen wurde. Er sagt da: "Ein gewisser Hilarius, ein Mann vom Rang eines Tribunen, verunglimpfte, wo er nur konnte, mit schmähenden Vorwürfen den damals zu Karthago aufgkommenen Brauch, vor dem Altar aus dem Buche der Pslamen Hymnen anzstimmen, und zwar entweder vor der Darbringung des Opfers, oder aber bei der Austeilung des Geopferten an das Vok. Diesem Manne habe ich auf Geheiss der Brüder eine Erwiederung gegeben" (Retract. II, 11). Und wirklich, wenn der Gesang so würdig und massvoll geschieht, wie sich das vor Gottes und der Engel Angsicht gebürt, so verschafft er einerseits den heiligen Handlungen Würde und Anmut und dient andererseits sehr dazu, die Herzen zum wahren Eifer und zur rechten Inbrunst im Gebet zu erwecken. Man muss sich nur gründlich hüten, dass nicht das Ohr mehr Aufmehrksamkeit auf die Melodie verwendet, als das Herz auf den geistlichen Sinn der Worte! Diese Gefahr hat den gleichen Augustin nach seinem eigenen Geständnis dazu bewegt, dass er zuweilen den Wunsch hatte, es möchte doch der von Athansasius beobachtete Brauch eingeführt werden: Athanasius gebot nämlich dem Vorleser, den Ton seiner Stimme so wenig wechseln zu lassen, dass er eher zu reden, als zu singen schien. Dann aber erinnerte sich Augustin daran, wieviel Gutes ihm das Singen gebracht hatte, und darüber neigte er dann doch wieder zur anderen Seite (Bekenntnisse 10, 33). Wenn man also ein solches Masshalten übt, dann ist der Gesang unweifelhaft eine sehr heilige und heilbringende Übung. Dagegen ist nun auf der anderen Seite jeder Gesang, der bloss lieblich klingen und die Ohren ergötzen soll, der Majestät der Kirche nicht angemessen, und er kann auch Gott nur höchst missfällig sein.
Freitag, Mai 30, 2008
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